Schwester Matthäa Held hört als Leiterin des Kinderheims Pauline von Malinckrodt auf

Bericht aus dem General Anzeiger: Nach 35 Jahren als Leiterin des Kinderheims Pauline von Mallinckrodt quittiert Schwester Matthäa Held den Dienst. Am 31. März 2008 übergibt sie das Zepter an ihre Nachfolgerin Sonja Boddenberg. Über ihre Zeit im Heim und ihre Pläne für die Zukunft sprach sie mit Markus Bauer. General-Anzeiger: Stets haben sie betont, dass sie sich noch fit fühlen. Warum hören Sie dennoch auf? Schwester Mathäa Held: Es ist eine große Verantwortung, ein Heim zu leiten. Und es stimmt: Ich fühle mich noch fit. Aber ich habe mir geschworen, dann aufzuhören, wenn ich noch kann. Die Kräfte schwinden, die Belastbarkeit nimmt ab. Bevor ich etwas versäume, sollen lieber junge Leute übernehmen. GA: Was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen? Held: Für die entferntere Zukunft noch nichts. So lange ich voll im Amt bin, will ich auch voll da sein und mich nicht mit anderen Dingen beschäftigen. Im April werde ich vier Wochen nach Rom reisen zu einem internationalen Konvent mit Ordensschwestern der Christlichen Liebe. Danach fahre ich mit meinem Bruder nach Bergen. Wie es ab dem Juli weitergeht, weiß ich noch nicht. Die Ordensleitung hat mir für meine Entscheidung bis zum Sommer Zeit gegeben. Ich möchte nichts mehr mit Behörden und sozialen Problemen zu tun haben. GA: Wie feiern Sie Ihren Abschied? Held: Am 7. Januar feiern wir mit den Kindern, damit die bewusst den Wechsel wahrnehmen. Ursprünglich war die offizielle Feier für Ende Januar vorgesehen. Aber der Karneval kam dazwischen. Da ich auch schrecklich gerne Karneval feiere, haben wir das verschoben. Jetzt ist sie am 22. Februar. Am 1. März verabschiede ich mich mit einer großen Feier von den Wolsdorfern, den Vereinen, Ehemaligen und allen, die kommen. GA: Sie sind selbst als Waisenkind ins Heim an der Jacobstraße gekommen. Was war damals anders als heute? Held: Das kann man gar nicht vergleichen. Früher war es ein reines Waisenhaus. Heute haben die Kinder andere Probleme. Die Kinder haben noch Eltern. Jetzt heißt es rein vom Gesetz her nicht mehr Waisenhaus, sondern Erziehungs- und Jugendhilfe. Es ist also kein Familienersatz mehr, sondern eine Unterstützung für die Eltern. Das ist ein ganz anderer Anspruch. GA: Geben Sie Ihrer Nachfolgerin Ratschläge mit auf den Weg? Held: Nein, Ratschläge will ich das nicht nennen. Sie weiß, was mir immer wichtig war: die Wertschätzung der Kinder und Eltern, jedes Kind individuell zu sehen und die Einbeziehung aller Kinder, Eltern und Mitarbeiter. Außerdem gehören Freude, Spaß und Feiern dazu, damit die Atmosphäre locker bleibt. Wichtig war mir zudem immer, dass der Übergang fließend ist. Frau Boddenberg ist bei den Mitarbeitern bekannt und akzepiert und auch bei den Wolsdorfern. GA: Vor kurzem haben Sie sogar einen Englischkurs besucht. Das muss man doch in Ihrem Alter nun wirklich nicht mehr machen. Held: Stimmt, aber ich habe immer etwas gemacht, was nichts mit meiner Arbeit zu tun hat - ob es Schwimmen, Musik, ein Kommunikations- oder Englischkurs ist. Außerdem kann ich das Englische jetzt gut in Rom bei dem internationalen Konvent gebrauchen. GA: Geschickt sind Sie auch im Umgang mit dem PC und dem Handy. Das ist nicht selbstverständlich für Menschen in Ihrem Alter. Held: In Sachen Technik war ich immer fit. Ich weiß nicht, warum. Wenn Papierstau im Kopierer ist, werde ich gerufen. Und ohne dass ich es erklären kann, schaffe ich es. GA: Zum Schluss erklären Sie bitte noch, warum Sie Anhänger vom VfB Stuttgart sind. Held: Es war in den 70er, der VfB ist gerade aufgestiegen, und das Kinderheim hat den ersten Kicker geschenkt bekommen. Jeder Junge hat sich einen Verein ausgesucht, dem er treu bleiben musste. Mir wurde der VfB zugeschustert. Über all die Jahre hat das gehalten. Die Kinder haben sogar Hansi Müller einen Brief geschrieben und ihm mitgeteilt, ich sei Fan des VfB. Zurück kamen denn auch Fanartikel. Aber die Kinder haben das auch aus Eigennutz gemacht. Sie haben mich vorgeschoben und so VfB-Puzzles oder Schals bekommen. Zur Person: Schwester Matthäa wurde am 11. November 1942 im Westerwald als Agnes Held geboren. Nach dem frühen Verlust ihrer Eltern lebt sie drei Jahre im Siegburger Kinderheim, das sie später viele Jahre leitete. Als Jugendliche zog sie zu einer Bonner Familie, half dort im Haushalt und machte ihren Schulabschluss. Mit 19 Jahren trat sie in Paderborn in den Orden der Schwestern der Christlichen Liebe ein. Nach Noviziat und Abschluss an einer Fachschule für Sozialpädagogik kehrte sie 1966 als Erzieherin ins Heim nach Wolsdorf zurück. 1969 legt sie die ewige Profess ab. 1973 übernimmt sie die Leitung des Kinderheims. 1987 erhält sie für ihr Engagement um die Verbesserung der Qualität der Heimerziehung das Bundesverdienstkreuz. Quelle: www.general-anzeiger-bonn.de


30. Dezember 2007 - 15:54 von Bernd -