Todesangst im Luftschutzkeller "Auf der Papagei" - Bewegende Ansprache am Volkstrauertag

17.11.2014 volkstrauertag

Aus der Nepomukkapelle auf dem Alten Friedhof, wo die Stadt gestern der Toten der Weltkriege gedachte, führte Bürgermeister Franz Huhn die Versammelten mit einer bewegenden Ansprache zurück ins Jahr 1945.
Er stieg mit ihnen hinab in das Haus "Auf der Papagei 50", wo Hermann Josef Gerlach am 10. März 45 einen schweren Bombenangriff überstand.

"Hermann Josef Gerlach, 9 Jahre alt, sitzt mit der Mutter, den Schwestern und den Großeltern im Keller des Hauses, hat Schutz gesucht vor den alliierten Bombern, die die Sirenen angekündigt haben. Der Opa klettert vorsichtig ans Tageslicht, will sich ein Bild der Lage machen. Mit den Worten "Die sind weg" und aufgehellter Miene kehrt er zurück in den Untergrund. Genau in diesem Augenblick bricht das Inferno über Wolsdorf herein. Die Druckwelle reißt die kleine Gemeinschaft von den Sitzen, es folgen Schreie, Staub, Durcheinander."

Gerlach, so berichtet Huhn weiter, überlebt, sieht wenig später zwei Nachbarkinder tot im Gewächshaus der Gärtnerei Schmitz liegen, ihre Nasen- und Ohrenlöcher sind mit Dreck verschlossen. Die Eindrücke haben Hermann Josef Gerlach nicht losgelassen. Huhn: "Diese Bilder brannten sich ein, verdrängten viele der schönen Erinnerungen an die Jugend, die zweifelsohne auch da waren. Die Bilder von Tod und Zerstörung hat Gerlach wie in einem schweren Rucksack mit sich herumtragen müssen, wie die meisten Zeitzeugen, die den Zweiten Weltkrieg durchstanden. Die Bilder beschwerten eine ganze Generation. Deshalb ist Volkstrauertag ein Tag, an dem wir uns alle fest vornehmen müssen: Nie mehr Krieg! Alles für den Frieden!"

Hermann Josef Gerlach hat seine Wolsdorfer Kriegserfahrungen in der aktuellen Ausgabe der Seniorenzeitschrift 65er Nachrichten veröffentlicht. Auf seine Aufzeichnungen bezog sich Huhn in der Rede.


17. November 2014 - 21:36 von Bernd -