Flüchtlingserstaufnahme: 200 Interessierte erhielten Auskunft - Rückblick auf Bürgerinfo

Neuenhof-fluechtlinge

Städtischer Info-Abend über die Nutzung der Dreifachhalle am Neuenhof als Erstaufnahmelager für Flüchtlinge: Rund 200 interessierte Siegburgerinnen und Siegburger informierten sich am 19.08.2015 in der Mensa aus erster Hand und konnten einen Blick auf den Stand der Vorbereitungsarbeiten werfen.
150 hilfesuchende Menschen werden für kommenden Montag erwartet, erklärte Bürgermeister Franz Huhn und schilderte die Herausforderungen. Am Freitagnachmittag habe das Regierungspräsidium die Stadt unterrichtet, wollte die ersten Flüchtlinge bereits drei Tage später schicken. Ein Zeitaufschub um eine Woche sei erreicht worden. Der Neuenhof sei aus Brandschutzgründen die einzig nutzbare Unterkunft. Vielfache Aufgaben seien in diesen Tagen zu erledigen: von der Abdeckung des Hallenbodens über die Bettenbeschaffung, von der personellen Erfassung bis zur medizinischen Betreuung.
DRK, Helios-Klinikum und Flüchtlingshilfe seien als Partner dabei. Wie lange die Halle, ob vier oder sechs Wochen oder länger, gebraucht werde, könne derzeit niemand sagen. Huhn bedankte sich bei den Leitern der drei Neuenhof-Schulen für große Hilfsbereitschaft und die deutliche Erklärung: "Wir tragen das mit." Schulzentrum und Anno-Gymnasium würden sich Halleneinheiten an der Zeithstraße teilen, die Wolsdorfer Grundschule mache durch Nutzung der Gymnastikräume bei Mallinckrodt Kapazitäten frei, der Kreis habe Halleneinheiten angeboten und Oktopus wie Stadion seien für Sport nutzbar.
Die Bürgermeister hätten einen 30-Punkte-Katalog an die Landesregierung gesandt. Zentrale Aussagen und Forderungen: Eintreten für eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge in Europa, schnellere Rückweisung der Asylbegehrenden aus sicheren Drittstaaten und eine gerechtere Verteilung auf die Bundesländer. Es gehe nicht an, dass die Landesregierung freiwillig die Aufnahmequote von 21 auf 30 Prozent erhöhe und dann die Kommunen allein lassen. Unter 90 Anrufern auf der Nummer des Bürgertelefons im Rathaus (102-200) habe es nur vier Beschwerden gegeben, der deutlichen Mehrheit sei es darum gegangen, wie man selber helfen, selber spenden könne.
Zu Sorgen von Nachbarn wegen nächtlicher Ruhestörung erklärte Huhn: "Um 22 Uhr geht in der Halle das Licht aus. Da sind auch Kinder dabei." Viele der Neuankömmlinge, so die bisherigen Erfahrungen, seien scheu, von Strapazen und fürchterlichen Erlebnissen gezeichnet, lägen oft nur auf ihren Feldbetten. Eine Diskussion entstand bei der Forderung eines Vaters, es dürften keine Fremden auf den Schulhof. "Wir wollen keine Zäune im Herzen und in den Köpfen", entgegnete Realschulleiterin Ellen Kaufmann. Mit Hauptschulleiterin Anna-Maria Steinheuser und Gesamtschulleiter Jochen Schütz betonte sie, man werde ein wachsames Auge haben, es dürfe aber nichts fälschlich dramatisiert werden. Steinheuser: "Wir bereiten unsere Kinder auf die Neuankömmlinge vor. Es gibt eine große Bereitschaft zur Hilfe, die Schüler sind unglaublich offen. Es kommen Menschen, und wir werden uns darauf einrichten." Kaufmann zitierte einen Siebtklässler: "Wie unwichtig ist unser Schulsport, wenn es um die Sicherheit von Menschen geht."
Foto: Die Vorbereitungen in der Turnhalle sind weit gediehen, aber noch nicht beendet.


22. August 2015 - 11:32 von Bernd -