Der letzte Bus mit erschöpften Menschen kam erst um 1.30 Uhr "Auf der Suche nach Sicherheit!"

25.08.2015 fluechtlinge

Die Dreifachhalle am Neuenhof ist seit der Nacht auf den 25.08.2015 Erstaufnahmestation für Flüchtlinge. Drei Busse mit insgesamt rund 135 hilfesuchenden Menschen, darunter viele kleine Kinder, kamen am 24.08.2015 und 25.08.2015 an. Viele Familien, Menschen aus rund 15 Nationen, in der Mehrzahl aus dem bürgerkriegszerstörten Syrien. Knapp 50 Flüchtlinge im ersten Bus, der um 19.40 Uhr am Neuenhof vorfährt.

Bürgermeister Franz Huhn begrüßt die Menschen noch im Bus ("Welcome!"). Viele Mitarbeiter von DRK und Stadtverwaltung sorgen für eine gut abgestimmte und reibungslose Aufnahme. Neun Dolmetscher, in farbigen und den jeweils beherrschten Sprachen gekennzeichneten Westen, helfen. Darunter auch bis zum frühen Morgen Schulleiterin Ellen Kaufmann. Ersterfassung, dann medizinischer Erstcheck, Fotos für Ausweispapiere, Namensschilder und direkt die Auszahlung eines ersten kleinen Taschengeldes, 30 Euro für Erwachsene, 15 für Kinder, für eine Woche. Dann Begleitung in die Halle, wo die Schlafplätze bereitstehen. Es gibt Essen, später erste Informationen durch Bürgermeister und den zuständigen Co-Dezernenten Bernd Lehmann, in alle Landessprachen übersetzt. Dankbarer Beifall der Neuankömmlinge, eher scheu und zurückhaltend die meisten.

Ein nur wenige Monate altes Baby aus Syrien muss vorsichtshalber in die Kinderklinik St. Augustin, kann in der Nacht jedoch mit der Mutter zurück. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes betreuen die Familien, Spielzeug und Kinderwagen stehen bereit, Kleidung wird ausgegeben. Ein Spielzimmer und ein Stillzimmer sind eingerichtet, auch ein Gebetsraum. WLAN ist vorhanden, der Kontakt mit Angehörigen und Freunden wichtig. Viele wissen beim Aussteigen nicht, wo sie überhaupt angekommen sind.

Die Menschen bekommen gespendete Koffer und Reisetaschen, in denen sie ihre häufig nur in Tüten mitgebrachten Sachen verwahren können. Über Online-Aufrufe des Netzwerks der Flüchtlingshilfe Lohmar können innerhalb kürzester Zeit von Helfern fehlende Kleidungsstücke zum Neuenhof gebracht werden. So gut der Ablauf am Neuenhof organisiert, so hoch die Motivation und der Einsatz der Helfer ist, so unverständlich die Erfahrungen: Der letzte Flüchtlingsbus mit völlig erschöpften Menschen, mit körperlich ausgelaugten oder weinenden Kindern, kommt erst gegen 1.30 heute Morgen an. In der Aufnahmestelle Unna ist der für Siegburg vorgesehene letzte Bus - man dachte, er sei gegen 19.30 Uhr gestartet - in ein Lager nach Erkelenz geschickt worden. In Unna stehen derweil über Stunden wartende Flüchtlinge im Freien, im Regen.

Eine fünf- und eine zehnköpfige Familie müssen aus medizinischen Gründen in andere Unterkünfte gebracht werden. Huhn dankt allen Helfern, die "mit großem Einsatz, mit riesigem Engagement, mit Herzblut" an Vorbereitung und Erstaufnahme mitwirkten: "Bei uns sind Menschen angekommen, Mütter, Väter, Kinder, viele müde und erschöpft, alle auf der Suche nach Sicherheit!"


28. August 2015 - 16:37 von Bernd -